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Nibelungen

Der unbekannte Dichter des Nibelungenliedes beschreibt um das Jahr 1200 Plattling als den Mittelpunkt des Nibelungenzuges, der von Worms nach Esztergom führt und in Plattling Bischof Pilgrim auf seine Nichte, die Königin Kriemhild, treffen lässt. Dieses Zusammentreffen wird vom Dichter des Nibelungenliedes im größten mittelalterlichen Heldenepos, dem „Nibelungenlied“, aufgenommen. Die Gastfreundschaft der Plattlinger war damals schon so groß, dass der Dichter schrieb: „Dort zu Pledelingen schuf man ihnen Ruh / das Volk allerthalben ritt auf sie herzu / man gab was sie bedurften, williglich und froh / sie nahmen es mit Ehren, so tat man auch bald anderswo“, übersetzt von Otto v. Simrock (Strophe 1293/95 in der 21. Aventüre der Handschrift B und XXI Strophe 1324 C).

Königin Kriemhild ist verbittert über den Mord an ihrem Gemahl Siegfried, der von Hagen von Tonje hinterrücks gemeuchelt wurde. Auch Kriemhilds Bruder, Bischof Pilgrim begrüßt seine Nichte Kriemhild. Der Nibelungenkönig Gunther soll an der ruchlosen Tat nicht unbeteiligt gewesen sein. Sie beschließt Hunnenkönig Attila zu heiraten und mit diesem zusammen Rache an Hagen und den Nibelungen zu nehmen und so reist sie mit ihrem Tross zur Burg des Attilas nach Esztergom ins Hunnenland. Dabei trifft sie aber in Plattling mit ihrem Onkel Bischof Pilgrim zusammen, der sie von dieser Reise abhalten und von ihren Rachegedanken befreien möchte.

Die Nibelungen-Experten nehmen an, dass mit der Hereinnahme der Figur von Bischof Pilgrim als Kriemhilds Onkel, dem historischen Pilgrim des 10. Jahrhunderts ebenso ein literarisches Denkmal geschaffen werden sollte, wie dem Auftraggeber des Nibelungenliedes Bischof Wolfger und seinem gesamten Bistumsgebiet, das in seiner Amtszeit entlang der Donau von Plattling (Pledelingen) bis Ungarn (Hunnenland) reichte und schon unter Pilgrim das größte Bistum im Römischen Reich Deutscher Nation war.

Die Bistumsgrenzen unterstreichen damit den Sinn des Empfanges der Nibelungenkönigin durch Bischof Pilgrim in Plattling. Er empfängt sie da, wo sein Reich beginnt, die Plattlinger Bürger bewirten und bejubeln die hohen Herren mit außergewöhnlicher Gastfreundschaft. Auch die „ungläubigen“ Brautwerber, die Hunnen, kommen an die Grenze „des christlichen, des bischöflichen Reiches“ nach Pledelingen, welches in Merians Topographie von Bayern von 1649 noch Plädling heißt, wodurch der sprachliche Übergang zu dem jetzigen Plattling durch Änderung des Vokales (e-ae-a) und Verschärfung eines Konsonanten (d-t) gegeben ist. Diese Ortsbestimmung ist besonders deshalb wichtig, weil Plattling den geschichtlich in Betracht kommenden Isarübergang hat. Verbindet man Plattling durch eine horizontale Linie nach Westen mit der Donau, so wird letztere ungefähr bei Neustadt geschnitten. Man trifft also die Donau gerade gegenüber von dem im Nibelungenlied genannten Donauübergang bei Pförring. Nach dem Donauübergang bei Pförring mussten Kriemhild und Rüdiger fast genau nach Osten ziehen, um Plattling zu erreichen.

Auch heute findet man in Plattling die Spuren der Nibelungen. Das große Glasbild „Kriemhilds Traum“, geschaffen vom Bayerwaldkünstler Rudolf Schmid, zeigt im Rathaus anschaulich die seelische Zerrissenheit von Königin Kriemhild. Im Bürgerspitalgarten steht die Skulptur „Siegfried“ von Gabi Hanner. Im Jahr 2004 fand erstmals das Bildhauer-Symposium zur Nibelungensage mit dem Thema „Königin Kriemhild und Bischof Pilgrim“ statt. Korbinian Huber aus Bad Abbach, Roger Löcherbach aus Essen, Georg Stifter aus Linz (A) und Tom Kus aus Pilsen (CZ) schufen aus verschiedenen Materialien Nibelungen-Skulpturen.

Die Gastfreundschaft wird auch heute in Plattling noch groß geschrieben. Als kleines Geschenk überreicht man den Gästen den echten Plattlinger Nibelungen-Taler oder einen Kriemhild-Gulden. Eine Königin-Kriemhildtorte ist ebenso in den Cafes zu haben wie eine Hunnentorte. Hunnenwürste erweitern das lukullische Angebot bis hin zu den Nibelungen-Platten, -Spießen und -Pfannen in den Gasthäusern und Hotels.

Plattling, auch geographisch im Mittelpunkt des Nibelungenliedes gelegen, hat im Oktober 2001 alle im Nibelungenlied genannten Orte zu einem gemeinsamen Treffen aufgerufen. Dabei wurde in Plattling die Arbeitsgemeinschaft Nibelungenstädte mit dem Arbeitstitel „Internationales Nibelungen-Event-Netzwerk“ gegründet, was sehr großen Zuspruch von allen Beteiligten und auch der Öffentlichkeit fand und regelmäßige Treffen ergab.

Höhepunkt ist das alle vier Jahre stattfindende Nibelungenfestspiel, ab 2018 mit professionellem Bühnenbild auf der neuen Freiluftbühne am Magdalenenplatz. Das ursprüngliche Festspiel von Josef Widl hatte den in einer Strophe des Nibelungenliedes beschriebenen Empfang der Bevölkerung von Pledelingen für Kriemhild und Bischof Pilgrim zum Inhalt. Regisseur Andreas Wiedermann schrieb und inszeniert seit 2010 das neue Festspiel, das den gesamten Stoff der Nibelungensaga, vom Hof zu Worms und Siegfrieds Tod bis zum Zug der Nibelungen und ihren Untergang an Etzels Hof umfasst. Für jedes Festspieljahr bearbeitet der Regisseur seinen Text für eine Neuinszenierung.

Das Zusammentreffen von Königin Kriemhild und Bischof Pilgrim hat damals wie heute viele Leute in die Stadt gezogen. Der untere Stadtplatz und das Zentrum von Plattling werden für vier Tage in einen mittelalterlichen Lager-, Turnier- und Spielplatz verwandelt. Die wilden Hunnen haben ihr Lager aufgeschlagen und bewirten die Gäste täglich mit Spanferkelbraten, Hunnenbier und Hunnenwürsten.

Die Nibelungen haben im respektvollen Abstand ihren Lagerplatz bezogen. Bei mittelalterlicher Musik kredenzen sie abends am Lagerfeuer köstliche Ritterschmankerl. Die Pferde der Ritter sind in einem urigen Reiterlager untergebracht. Die Ritter von Drachenfels erfreuen mit einem einmaligen Rittertanz. Rüdiger von Pechelaren aus dem benachbarten Österreich mit seinem Tross und Rittergruppen aus der näheren und weiten Umgebung haben ihre prächtigen Zelte aufgeschlagen. Im Lager des fahrenden Volkes wird von feurigen Zigeunerinnen roter Wein ausgeschenkt. Ein sehenswertes Bauernlager erwartet die Gäste mit deftiger Kost. Jäger und Fischer aus Pledelingen bieten erlesene Köstlichkeiten aus den Wäldern und Auen um Plattling an. Vor den Lagern verkaufen Händler in Buden ihre mittelalterlichen Waren. Reiter und Schwertkämpfer zeigen auf einem aufgeschütteten Turnierplatz ihre Künste. Fanfarenbläser, Fahnenschwenker, Gaukler, Tänzer, Akrobaten und Feuerschlucker erfreuen Königin Kriemhild auf einer zweiten Bühne am Lagerplatz mit ihren Spielen. In einem großen Zug ziehen am Festspielsonntag über 600 mittelalterlich gekleidete Frauen, Männer und Kinder aus Plattling und Umgebung durch die Straßen und huldigen Königin Kriemhild und ihrem Gefolge. Ein einzigartiges mittelalterliches Flair im Lager und am angegliederten Nibelungenmarkt direkt am Stadtplatz unter den alten Kastanien tragen wesentlich zu dem bedeutendsten Nibelungenspiel Ostbayerns bei.

Das namentlich erwähnte und wegen seiner Gastfreundlichkeit schon damals und natürlich noch heute hoch gelobte Plattling war sicherlich bezüglich der Nibelungen der ereignisreichere Ort im Bayerischen. Die prunkvolle Brautwerbung der Hunnen, die ernste Ermahnung des Bischofs an die tiefgekränkte und verbitterte Kriemhild, der neuen Hunnenkönigin und der tödliche Plan der ehemaligen Nibelungenkönigin, das alles und viel mehr ist Plattling.

Mehr Informationen zu den Nibelungen finden Sie unter folgenden Links:
https://www.nibelungenfestspiele.com
http://www.nibelungenlied-gesellschaft.de

Kontakt:
Kultur- und Tourismusamt der Stadt Plattling
Ludwigplatz 8
94447 Plattling

Telefon: 09931 89013-0
Fax: 09931 89013-19
E-Mail: info@plattling.bayern.de

   

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